Milch für 24 cent/Liter?
Das ist diesmal kein Witz,
das ist das Ende.
Kann es hingenommen werden,
daß unsere landwirtschaftlichen Betriebe in eine mehr als
ungewisse Zukunft blicken?
Das komplette Lebenswerke den Bach runter zu gehen
drohen.
Wir wissen alle, Landwirte schuften, schuften, schuften.
Gleichzeitig bilden diese
Betriebe die Grundlage unserer Daseinsvorsorge, der
ländlichen Pflege, der Nutzung und Kultivierung.
Wollen Sie die Wiesen selber mähen, wenn der letzte Betrieb
geschlossen hat?
Kommt bei uns die Milch "eh" aus der Tüte, so daß
uns eine Milchviehwirtschaft egal ist?
Egal sein kann?
Fallen unsere Lebensmittel als Manna vom Himmel?
Es ist skandalös.
Unsere Vorstellung ist eine
nachhaltige Landwirtschaft. Eine Landwirtschaft, die sich
rechnet. Eine Landwirtschaft, die eine Selbstversorgung der
Gemeinden, der Region ermöglicht.
Die Produktionskapazitäten der
landwirtschaftlichen Betriebe wurden über die Jahre
maximiert. Es wurde ein Angebot aufgebaut, daß die Nachfrage
bei weitem überstieg. Dies führt zu drastischen Preiseinbrüchen,
die mit Milliardensubventionen aufgefangen wurde. Bei
"Lockerung" der Subventionen, verfällt der
erzielbare Preis bis ins Bodenlose, so daß der produzierende
Betrieb drastisch sinkende Gewinne verzeichnet und
letztendlich insolvent wird.
Das Hofsterben ist hier das
Beste Beispiel.
Die Ursache der Verelendung der
landwirtschaftlichen Strukturen liegt also in der ausufernden
Industrialisierung der landwirtschaftlichen Produktion.
Die Maxime schneller, größer, weiter stößt dabei regelmäßig
an die Grenzen wirtschaftlichen Handelns, da das Angebot nicht
mehr durch den Produzenten (Landwirt) geregelt werden kann.
Es ist bekannt: eine Kuh macht
Muh, viele Kühe machen Mühe.
Der Landwirt wird abhängig von
dem Abnehmer. Der Abnehmer ist die genossenschaftlich geführte
Molkerei -und diese Institution unterliegt ebenso dem Zwang
der Vermarktung um jeden Preis.
Lachender Dritter sind die Großkonzerne.
Diese Großkonzerne diktieren
den Preis der Ware, in unserem Beispiel den Preis der Milch.
Wer nun glaubt, es gäbe einen
Hoffnungsschimmer am Horizont, der irrt gewaltig.
Aus diesem Karussel der
Verelendung der landwirtschaftlichen Betriebe kann es kein
entrinnen geben.
Ist in Deutschland die Landwirtschaft "platt", gibt
es sicherlich zumindest für einige Zeit, irgendwo weltweit, Betriebe die das
Produkt unter noch unsäglicheren Bedingungen produzieren
werden.
Denken Sie nur an die Betriebe für die Legehennen.
Der Kunde ist König -selten so
gelacht.
Die preiswerte Milch ist tatsächlich
sauteuer.
Denn der Literpreis bei Aldi
und Co. ist nur der sichtbare Preis. Unsichtbar sind die
versteckten Kosten, die Milliardensubventionen, die Kosten der
aufgegebenen Betriebe, der Zerstörung der Natur durch
extensive Nutzung von Grund und Boden.
Unsere Landwirte sind keine
Bittsteller, keine Almosenempfänger. Unsere Landwirte sind
das Rückrat unserer Lebensmittelversorgung. Unsere Landwirte
sind unsere Kultur.
Zwangsläufig stellt sich die
Frage:
Wie kann das System der Lebensmittelerzeugung nachhaltig sein?
Wenn Angebot und Nachfrage einander wirtschaftlich bedingen,
sind regionale Märkte das Instrument der Zukunft.
Es ist die Daseinsvorsorge der
Bevölkerung, die uns am Herzen liegt.
Und die Bevölkerung
sind wir, die BürgerInnen.
Sicherlich ist ein Umbau der
Landwirtschaft nicht ad hoc zu bewerkstelligen.
Wir rufen die Landwirte auf,
mit uns zusammen Lösungen zu erarbeiten.
Wir stehen hinter
Ihnen. Garantiert!
Ist z.B. eine Energieversorgung mit nachwachsenden
Rohstoffen machbar,
-oder gefährdet eine derartige Entwicklung gar unsere
Landwirte?
Sind Biogasanlagen wirtschaftlich zu betreiben?
Welche Konzepte dienen den Landwirten? -befahrbare Gehwege
wohl eher weniger.
Hier sind die Landwirte
gefragt, hier fragen wir nach Spezialisten, nach Erfahrungen
mit entsprechenden Projekten.
Kleinbäuerliche Betriebe
Es ist schon erstaunlich, wieviele "landwirtschaftlichen
Nebenerwerbsbetriebe" es in Niederscheidweiler noch
gibt.
Und das es diese Betriebe, es die Möglichkeiten dazu noch
gibt, ist zu unterstützen.
Wir sind wahrscheinlich näher an einer wirtschaftlichen
Katastrophe, als manche noch glauben.
Lassen Sie es sich gesagt sein. Eines, nicht allzu fernen
Tages werden wir für jeden Acker, für jede Wiese, für jede
Möglichkeit der landwirtschaftlichen Nutzung dankbar
sein.
Wenn unsere Regierungen es endlich geschafft haben, das
Finanzsystem schlußendlich vor die Wand zu fahren, sind wir
dann auf der sichereren Seite.
Mit nachhaltiger Nutzung und Erzeugung von Lebensmitteln,
Brennstoffen, Energie.
Prestigeobjekte kann man nicht essen!
Übernehmen wir Verantwortung, übernehmen wir die Zukunft.
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