Stand
Verbindlichkeiten:
·
Kassenkredit
= Überziehungskredit: 8.5
Mio. €
·
Forderungen
gegenüber Ortsgemeinden: 3.78 Mio. €
·
Rückstellungen
Pensionen:
1. 89 Mio. €
·
Sonstige
Rücklagen
Null €
·
Kapitalrücklage
entfällt
·
Nicht
durch Kapital gedeckter Fehlbetrag 737.599,30 €
Ein
weiterer Blick in den Haushaltsentwurfs 2011 zeigt die
ansteigende Schuldenentwicklung zeigt auf:
·
Jahresfehlbetrag:
950.606
€
·
Schuldenstand
Beginn des Haushaltsjahres (HHJ) 2011: 10.964 Mio. €
·
Schuldenstand
Ende HHJ 2011: 12.075
Mio. €
Auch
dieses Jahr sind wir gezwungen festzustellen: Die VG
Thalfang war und ist pleite!
Ein
Entschuldungskonzept seitens der VG-Verwaltung oder
seitens der Mehrheitsfraktionen liegt trotz mehrfacher
Aufforderung unsererseits nicht vor und ist in keiner
Weise zu erwarten.
Die
Gemeindeordnung schreibt solch ein Entschuldungskonzept
zwingend vor, insbesondere dann, wenn die
Schuldenentwicklung chronisch und dauerhaft ist. Die VG
Thalfang gehört – klinisch gesprochen - als
Schwerstkranker seit langem und damit sofort auf die
Intensivstation.
Tatsache
ist zudem, dass das Land beabsichtigt einen kommunalen
Entschuldungsfonds einzurichten. Wollen wir vermeiden,
dass die Kommunalaufsicht und der / die zukünftige
Landrat / Landrätin nicht für uns die Notbremse sieht,
dann müssen wir hier und heute das Heft des Handelns in
die eigenen Hände nehmen und sofort die Entschuldung
einleiten, um einen Rest an Handlungsfähigkeit und
Entscheidungsfähigkeit (u.a. Verwaltungsreform)
aufrecht zu erhalten. Zwingend ist es u.a. geboten, die
Verlustbringer Zweckverband Erbeskopf, Erholungs- und
Gesundheitszentrum und UTE unter einem Dach zu
privatisieren. Diese Verlustbringer mit aufgelaufenen
Defiziten von knapp 7 Mio. € seit 1996 bzw. 2000 sind
für die desolate Haushaltssituation im Wesentlichen
wesentlich verantwortlich.
Tatsache
ist, dass die VG-Verwaltung mit Bürgermeister Dellwo an
der Spitze und der Haushaltsabteilung auf der oberen
Verwaltungsebene die hochdramatische Situation unzulässig
beschönigen und es offensichtlich bewusst vermeiden,
die Rechtswidrigkeit des vorlegten Haushaltsentwurfes,
wie in die Eröffnungsbilanz
durch das aufgezehrte Eigenkapital deutlich wird, klar
und unmissverständlich darstellen.. Eine
Vergleichsrechnung mit dem Verbandsgemeinden innerhalb
des Kreises Bernkastel-Wittlich und in der Nachbarschaft
hat bereits vor zwei Jahren gezeigt, dass die
Pro-Kopf-Verschuldung der VG Thalfang mit ca. 1.500 €
sechsmal höher ist, als die Verschuldung der
Verbandsgemeinde Neumagen-Dhron mit ca. 250 € und
doppelt so hoch ist, wie die Verschuldung der
Verbandsgemeinde Hermeskeil. Genau so hochdramatisch,
wie die Situation in der Verbandsgemeinde ist sie auch
in den meisten Gemeinden der VG Thalfang. Wenn wir die
Zinsberechnung zu den Liquiditätskrediten der Gemeinden
mit einbeziehen, dann halten sich die aufgelaufenen
Haushaltsdefizite dieser Gebietskörperschaften in Gänze
mit der VG Thalfang ungefähr die Waage. Bei zwei oder
drei Gemeinden ist die Haushaltslage irreversibel
höchst dramatisch angespannt. Die Namen wollen
wir nicht nennen, aber den zuständigen Ortsbürgermeistern
dürfte die Situation hinreichend bekannt sein.
Auch
an dieser Stelle betonen wir, dass es angesichts der drückenden
Umlagen
eine umlagenunabhängige aufgabenorientierte
finanzielle Mindestausstattung für Ortsgemeinden und
Gemeindeverbände dringlicher denn je ist.
Das
alleine wird dennoch nicht reichen, weswegen
die FWG seit mehreren Jahren ein
Entschuldungskonzept für unerlässlich erachtet.
Wir stellen daher
erneut den Antrag:
Einen
zahlenmäßig kleinen, symbolisch jedoch höchst
wichtigen Beitrag zur Konsolidierung hätte Bürgermeister
Dellwo, hätten die Mehrheitsfraktionen leisten können,
wenn bewusst auf die Erneuerung des Mobilars des Bürgermeisterbüros
– immerhin mit einer Summe von 11500 € angesichts
der desaströsen Haushaltslage der Verbandsgemeinde -
verzichtet worden wäre. Wo ja noch vollkommen unklar
ist, ob es in wenigen Jahren überhaupt noch einen
Rathaussitz in Thalfang geben wird oder nicht. Eine
Summe allerdings, bei der kleine
Ortsgemeinden, vor allem diejenigen, die nicht über
Einnahmen aus der Verpachtung aus Windkrafträdern verfügen,
froh wären, darüber verfügen zu können. Und zwar für
dringende Erhaltmaßnahmen von Wirtschaftswegen zum
Beispiel. Wo aber selbst solche relativ geringfügigen
Summen nur durch Inanspruchnahme von Kassenkrediten getätigt
werden können.
Und
Tatsache ist jedenfalls, dass die Mehrheitsfraktionen
seit Jahren jedes Jahr zusammen mit Bürgermeister
Dellwo immer wieder darauf hoffen, dass die
Kommunalaufsicht doch noch unter Vorbehalt einen seit
mehr als einem Jahrzehnt vollkommen unausgeglichenen und
hochverschuldetem Haushalt genehmigen werden.
Diese
Hoffnung ist trügerisch. Wir von der FWG werden deshalb
nicht dem vorliegenden Haushalt aus Verantwortung für
die Zukunftsfähigkeit der VG Thalfang am Erbeskopf die
Zustimmung erteilen. Wir werden darüber hinaus
Rechtsmittel gegen die Verabschiedung des vorliegenden
Haushaltsentwurfes, wiederum ohne Entschuldungskonzept,
einlegen.
Die
derzeitige Schuldenentwicklung hat allerdings eine lange
Vorgeschichte und ist im Wesentlichen hausgemacht! Wir,
die FWG-Fraktion, haben immer wieder gefordert, dass
sich die Verbandsgemeinde konstruktiv bescheiden soll
als „Schreibstube der Gemeinden“. Statt dessen hat
sich die VG finanziell vollkommen übernommen mit ihrer
selbst erwählten Rolle als Tourismusmarkt:
In
der Anlage 1 - Übernachtungszahlen und Gästezahlen in
der VG Th. a. E - zur vorliegenden Haushaltsrede wird
auf gezeigt, dass
1990
mit 17.798 Gästen und 100.684 Übernachtungen
diese
Zahlen
bis
2009 mit 23.000 Gästen bei 104.000 Übernachtungen.
Bei nunmehr
(2010) ca. 93.000 Übernachtungen
wegen der zunehmenden Tendenz zur verkürzten
Verweildauer der Besucher fast stagnieren.
Aber
der Kostenaufwand (Fremdenverkehr/Zweckverband Erbeskopf
und Unterhalt Wellnessbad ohne Abschreibungen)
ist im Tourismusbereich von 1990 mit 120.081 € auf 489.727 € in 2009 angestiegen.
Wir
besaßen ergänzend zur Schule ein für diese sehr förderliches
und funktionstüchtiges Schulsport - und
Freizeitschwimmbad, welches man zu gegebener Zeit
moderat und kostengünstig hätte modernisieren können.
Jetzt haben wir ein für Sport und Schule ungeeignetes
und dazu schuldentreibendes
Wellnessbad, dessen Bilanzwert wegen der hohen
Dauerverluste drastisch gesunken ist und für das es
keine Rückstellungen für absehbare umfassende
Erhaltungsmaßnahmen gibt.
Aber
in dem vom „Wirtschaftsförderer“ Dr. Adams
vorgelegtem Papier zur „Wertschöpfung durch
den Tourismus in der VG Th.a.E.“ heißt es: „ Die
Einnahmen aus dem Tourismus am Erbeskopf in den
kommunalen Haushalten der VG Thalfang belaufen sich auf
327.000 € pro Jahr. „
Diese
Zahl als richtig unterstellt, fragen wir uns dennoch, wo
ist diese im Einzelnen versteckt, und rechtfertigt dies
die ausufernde Verschuldung bis hin zur Insolvenz der VG
durch ihr „Tourismusmanagement“ noch weiter
ungebremst voranzutreiben? Mit Rücksicht auf die
marginalen Zuwächse im Tourismus seit 1990 sind die
Zahlen von Dr. Adams reine Utopie und die
Jahresmehrausgaben seit 1990 hinausgeworfenes Geld.
Diese Berechnung erinnert uns an die waghalsige Schönrechnerei
der Verwaltung in den Jahren 1996/1997, wonach das neu
zu erbauende Gesundheitszentrum wesentlich kostengünstiger
zu betreiben wäre, als das alte bewährte und sogar überörtlich
beliebte Hallenbad am Schulzentrum. Da war, gegen die
Empfehlung des Rechnungshofes Rheinland-Pfalz, Vorsatz
im Spiel im Grenzbereich bis hin zur amtlichen
Manipulation in unwiderlegbarer Verantwortung des Bürgermeisters
und unter von ihm geforderter Mithilfe der oberen
Verwaltungsebene des Amtes.
Zum
weiteren wird von Dr. Adams festgestellt, dass der jährliche
Bruttoumsatz durch den Tourismus in der VG Thalfang auf
ca. 14.8 Mio. € beläuft, mithin weniger als 4,5 %
des Umsatzes aller Wirtschaftsbereiche zusammen, jedoch
ohne die Hochwaldwerke. Bei
Land- und Forstwirtschaft beträgt der Bruttoumsatz
hingegen angeblich nur 1.9 Mio. €.
Unterstellt,
diese Zahlen wären auch richtig, ist im Detail dazu
allerdings nichts belegt. Wenn dem dennoch so ist, dann
sollten wir, bevor wir weiter vergeblich und
schuldentreibend einseitig in den unergiebigen
Dienstleistungssektor `Tourismus´ Gelder pumpen,
ernsthaftere Gedanken um eine Entwicklung mit höherer
Wertschöpfung in Land- und Forstwirtschaft sowie im
Handwerkerstand und im Einzelhandel, sprich um eine
breit aufgestellte wirtschaftliche Entwicklung, dies
auch in den Ortsgemeinden machen.
Es
ist doch nicht vertretbar, wenn die wirklich tragenden
Wirtschaftsbereiche - dazu gehört auch die Land- und
Forstwirtschaft (siehe u.a. die bis vor einigen Jahren
noch zu beobachtende Erfolgsgeschichte der Hochwaldwerke
mit einer beachtlichen Wertschöpfungskette in unserer
Region) - zugunsten eines überbewerteten Tourismus
vernachlässigt werden.
Und
es ist auch nicht hinnehmbar, dass die bekannterweise
relativ geringen Durchschnittsstundensätze der
Tourismusbranche gegenüber recht hohen Sätzen z.B. im
produzierenden Gewerbe unserer Region als erstrebenswert
zugemutet werden; ein Hausvorstand kann damit seine
Familie schlichtweg nicht ernähren.
Was
sich ja als ebenfalls völlig verfehlt erwiesen hat, das
ist die Ausweisung von brachliegenden Gewerbegebieten
mit einer kostenaufwendigen Kanalerschließung. Oder die angebliche Wirtschafts- förderung durch verbilligte
Frischwasserangebote an Großabnehmer. Und völlig
abwegig ist der Verzicht auf die Erhebung von
Konzessionsabgaben auf das hervorragende Quellwasser der
Sprudelwerke, die vermutlich bei geschätzten 400.000
Mio. Liter Abfüllung bei nur 1 Cent Konzessionsabgabe
ca. 4 Mio. € erbringen könnte, wobei sich hier die
Frage aufdrängt, ob Korruption oder Unwissenheit zum
jetzigen Zustand geführt hat.
Ganz
nebenbei dürfen wir den völlig unnützen Bau der TWL
(aktueller Kostenstand 1.240.000 € / Bauunterbrechung
da weitere Fördergelder frühestens ab 2012 zu erwarten
sind), der so sinnlos wie ein Kropf ist, nicht
vergessen: Angesichts der seit 1988 sinkenden
Frischwasserwasserabnahme von etwa 25 % wegen des
Wegfalls der Fleischwerke sowie der negativen Bevölkerungsentwicklung
und zunehmenden Anzahl von neuen Quellwassererschließungen
wäre es sinnvoller, sofort den Bau abzubrechen, um
weitere Gelder einzusparen, was wir ja schon im Vorjahr
gefordert hatten! Wenn sie zur Versorgung der Getränkeindustrie
notwendig sein sollte, den Eindruck haben wir, kann sie
nicht zur Belastung
der Tarifabnehmer gebaut werden.
Aber
vielleicht hat das ganze Symbolcharakter:
Eine Fusion der Verbandsgemeinde
VG Hermeskeil sowie der höchstverschuldeten VG Thalfang
ist überall im Gespräch. Unserer Auffassung nach macht
die Kommunal- und Verbandsgemeindereform so keinen Sinn.
Man unterliegt dem Irrglauben, dass „groß“ um jeden
Preis besser ist als „klein“. Wendig und schlagkräftig,
wie es in meinen Augen die VG Neumagen-Dhron mit einem
sehr niedrigen Schuldenstand durchaus war, beweist das
Gegenteil. Entscheidend ist doch, ob die VG Thalfang
ihre Hausaufgaben gemacht hat oder nicht. Oder ähnlich
wie beim Bau der unnützen TWL am Bedarf vorbei geplant
und gewirtschaftet hat.
Nein
wir sind eher Anhänger von small ist beautiful.
Weswegen
auch vielmehr im kleinteiligen und dezentralen Verbund
von Ortsgemeinden, der Land- und Forstwirtschaft, dem
Gewerbe- und dem Handel usw. nachhaltiger Tourismus Sinn
macht. Und dahingehend leuchtet eine dezentrale
Energiewende mit der Zielsetzung, die VG bis 2030
ausschließlich mit erneuerbaren Energien aus Wind und
Sonne zu versorgen, auch als förderlich für den
sanften Tourismus ein. Man muss dabei z.B. mit seinen
Windkrafträdern und den PV-Anlagen offensiv Werbung für
eine ökologische Erholungslandschaft machen. Das ist
effektive Wirtschafts- und Tourismusförderung, so wie
es uns Morbach vormacht.
Noch
vor wenigen Jahren lehnte die Mehrheit des Rates im Zuge
der Generalsanierung der regionalen Schule die Nutzung
von erneuerbaren Energien wie Solarwärme und Solarstrom
/ Photovoltaikanlagen etc. als zu „teuer“ ab. Jetzt
verweisen Sie stolz auf vom Land verliehene Umweltpreise
im Abwärmebereich in Kooperation mit den
Hochwaldwerken. Wir mussten sie seinerzeit zum Jagen
tragen. Damals waren sie ja zu sehr beschäftigt mit dem
rechtswidrigen Vergabeverfahren bei der regionalen
Schule. Viel wertvolle Zeit und viel Geld ist damit unnütz
vertan worden.
Aber
damit dies hier nicht vergessen wird: der
Abschlussbericht zur PCB-Belastung liegt immer noch
nicht vor. Gleichgültig, ob wir angesichts der
demographischen negativen Bevölkerungsentwicklung die
regionale Schule halten können oder nicht, die
PCB-Sanierung zum Gesundheitsschutz unserer Kinder darf
nicht aufgeschoben werden.
Zurück
zum Thema: Zukunftsentwicklung der VG Thalfang:
Wir von FWG-Fraktion fragen uns, wo es in den letzten 20
Jahren von der VG Thalfang angestoßene Projekte gibt,
die nicht auf Schulden aufgebaut sind, einschließlich
dem Anzapfen von Fördergeldern. Wobei natürlich Fördergelder
auch vom Steuerbürger aufgebracht werden müssen!
Unsere
Lage ist in erster Linie hausgemacht.
Die FWG hat deshalb immer wieder in verschiedensten
Beiträgen – bislang vergeblich – auf diese Lage
eindringlich hingewiesen. Keiner der hier Versammelten
kann behaupten, sie / er kenne die Situation nicht.
Wir
müssen wiederholt feststellen, dass aber offensichtlich
seit mehr als einem Jahrzehnt unsere Appelle zu einer
Sanierung der VG-Finanzen ungehört bei den hier
Versammelten verhallen. Wir verweisen dessen ungeachtet
eindringlich auf § 18 (Haushaltsausgleich) Abs.2, 3 hin:
„Der
Haushalt ist in der Rechnung ausgeglichen, wenn
in der Bilanz kein
negatives Eigenkapital (Nicht durch Eigenkapital
gedeckter Fehlbetrag“) auszuweisen ist;“
Die
FWG-Fraktion wird dem vorliegenden Haushalt wegen dieses
offensichtlichen Rechtsverstoßes nicht zustimmen.
Und
wir werden uns wegen dieses offensichtlichen
Rechtsverstoßes nicht an der Abstimmung beteiligen, um
dadurch auch die offensichtliche Rechtswidrigkeit zu
bekunden. Besondere Abstimmungsanträge werden wir in
diesem Zusammenhang nicht stellen, weil diese in der
Vergangenheit zum Nachteil einer Politik mit Augenmaß
und damit unserer Bürgerinnen und Bürger ja immer
generell abgelehnt wurden.
Ich
beantrage, meine Ausführungen vollumfänglich in die
Niederschrift aufzunehmen.
Richard Pestemer, Vorsitzender der FWG-Fraktion der VG-Thalfang am
Erbeskopf, den 17.12.10
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